Der Klospülung auf der Spur

Lunden, den 01.06.2018

Das Klärwerk mit seinen vielen kleinen Mitarbeitern, den Bakterien.
Klärwerksmitarbeiter Jörg Peters zeigt den Krempler Kindern seinen Arbeitsplatz

Es gehört zum täglichen Leben und ist scheinbar selbstverständlich. Das Abwassersystem. Seit fast 50 Jahren nutzen die Gemeinden Lunden, Lehe und Krempel und die umliegenden Dörfer den Komfort eines Abwasserreinigungsprinzips.

Hinter diesem fast unsichtbaren System stecken viele Arbeitsschritte, damit das Wasser wieder in gereinigter Form zurück in die Flüsse und Meere kann.

Der Krempler Sozialausschuss und der Kinderfestverein besuchten mit den interessierten Krempler Kindern das eigene Klärwerk, um mal der Klospülung auf die Spur zu kommen.

Die anfängliche Skepsis wich schnell dem Interesse. Elf Kinder und elf Erwachsene folgten der ausführlichen Führung von Klärwerksmitarbeiter Jörg Peters mit Hochspannung. Als erstes stellte die Gruppe fest: „Es stinkt ja gar nicht, so doll!“.

Mechanisch und biologisch geht es dem dreckigen Wasser an den Kragen. Gleich an der ersten Station der Kläranlage, der mechanischen Vorklärung mithilfe eines Rechens, wird den Besuchern klar, was alles nicht in das Klo gehört. Bürsten, Unterhosen, Getränke-Dosen und sehr häufig die WC-Steine verstopfen immer wieder die Anlage. Besonders ärgert Jörg Peters sich über das vorgefeuchtete Toilettenpapier: „Die Fasern lösen sich nicht auf und verknäueln sich zu langen „Bob Marley-Zöpfen“, die wiederum die Anlage verstopfen und die Motoren schädigen“. Der Lundener erwähnte wiederum schmunzelnd: „Gerne können hier auch Gebisse abgeholt werden“.

Im Sandfang setzen sich weitere grobe Verunreinigungen wie Sand und kleine Steine ab. Durch Stickstoffreduzierung werden die Bakterien in der nächsten Stufe ausgehungert, damit die müden Helfer im nächsten biologischen Becken durch Lufteinströmung wieder aktiv gemacht werden um den Schlamm zu fressen. Die Gruppe lernte, dass die Bakterien hier einen großen Teil der Arbeit übernehmen. Der eingedickte Klärschlamm dient als Landwirtschaftsdünger und geht auf die Felder.

Fazit; nach dem Drücken der Klospülung gelangt unser schmutziges Wasser durch ein unterirdisches Rohrnetz zur Kläranlage nach Lehe, durchläuft sieben verschiedene Stufen in ungefähr acht Stunden. Das gereinigte Abwasser wird nach einer Endkontrolle als gereinigtes Wasser über einen Graben zurück in den Naturgraben gelassen, der zum Fluss, schließlich in die Nordsee führt, wieder verdunstet, als Regen zu Grundwasser wird und uns Menschen als Trinkwasser wieder zur Verfügung steht. „Somit ist der Weg vom Klo geklärt“, sagt Jörg Peters.

Allerdings arbeiten hier nicht nur die Bakterien. Die Anlage muss neben den täglichen Arbeiten ständig von uns Mitarbeitern kontrolliert werden. „Bei besonderen Bedingungen wie große Hitze, müssen wir zum Beispiel Eisen-III-Sulfat hinzufügen.

Die letzte Frage aus dem Besucherkreis: „Kommt in den Fussball-WM Halbzeiten besonders viel Wasser angesaust?“ antwortet Peters schmunzelnd: „Das merken wir hier nicht, Platz haben wir für Abwasser von 4999 Einwohnern, momentan sind es ungefähr 3370 Einwohner.“

 

Text und Fotos: Rabea Sötje-Looft

 

Bild zur Meldung: Jörg Peters erklärt den interessierten Besuchern die Vorklärung

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Klärwerk Lunden-Lehe-Krempel (01.06.2018)